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LESEPROBE

"Kein gutes Buch oder irgendetwas Gutes zeigt seine gute Seite zuerst." ,,, Thomas Carlyle


Lesen sie bitte den Prolog, als erste Leseprobe von kommenden Buch.(Stand September 2020)


Prolog 


Wir haben einfach nichts. Nada.


Aller Anfang ist schwer, sagt man. Ich habe mir meinen ersten Arbeitstag zurück in der Heimat anders vorgestellt. Jetzt, beinahe fünfzehn Stunden nach Arbeitsantritt, habe ich einen ungeklärten Mord und nicht einen Hauch von brauchbaren Spuren. Spuren? Nicht eine einzige klitzekleine Spur. Nicht den kleinsten Hinweis und auch keine brauchbare Idee, die mich weiterbringen würde.


Wie gesagt, ich habe einfach nichts. Außer Kopfschmerzen.


Wo doch alles so gut begonnen hat. Ist es mein Los zu scheitern? Meine Glückssträhne vorbei? Befindet sich mein Karma im Keller? Mein Schicksal scheint vorbestimmt. Erlebe ich vielleicht sogar ein typisch österreichisches Schicksal? Mir scheint, dass ich die hohen Erwartungen an meine Person nicht erfüllen kann. 


In vino veritas. Nicht nur bei den alten Römern. Auch bei uns liegt die Wahrheit oftmals im Wein. Gerade im Weinparadies Südsteiermark. Vielleicht liegt die Wahrheit auch nur zu gut in den Weinkellern versteckt. Wir Österreicher sind ja bekannt für unsere Keller. Wir haben es ja direkt mit Kellern. Apropos haben. 


Wir haben auch unsere Traditionen und unsere Dramen. Wie etwa Cordoba 1978. Ich fühlte mich heute an den österreichischen Fußball erinnert. An die männlichen Fans unserer Nationalmannschaft, die sich gerne als selbst ernannte Trainer wähnen. Wir Fans, die wir im Kopf fast schon immer Weltmeister sind. Bis uns auf nüchterne Art und Weise die Realität einholt und wir gegen – beispielsweise – die Färöer-Inseln spielen. BUMM. Verloren. Aus. Wer hat verloren? Wir. Österreich. Also zurück an den Start. Zurück zur ernüchternden Realität. Wieder einmal nichts gerissen. Da sind wir wieder beim Nichts. Wie heute bei mir. 

Kopf hoch, Michi!


Laut Konfuzius gehört zu einem guten Ende auch ein guter Anfang. Ich höre meine Großmutter Theresia sagen: 

„Aller Anfang ist schwer, Michi!“

Aber lassen wir das. Kommen wir noch einmal zurück zum Karma. Vielleicht ist mein Karma ja in Asien verloren gegangen. Genau heute vor einer Woche lag ich noch auf einer wunderbar weichen, herrlich gepolsterten und unglaublich bequemen Bambusliege am weißen Strand auf Ko Samui. Ich war richtig entspannt. Glücklich. Nein, besser noch: glückselig. Genüsslich betrachtete ich durch die verspiegelten, blitzblauen Gläser meiner Pilotensonnenbrille – eine Hommage an die Achtzigerjahre, quasi ein Relikt auf der Nase eines Relikts – die sich reflektierenden Sonnenstrahlen im türkis-blauen Wasser des Meeres. Nur der leichte warme Wind und die kleinen Wellen des Golfs von Thailand, die sich wie ein Soundteppich an meine Ohren schmiegten. 

Ich war glücklich und frei im Kopf. Voller Vorfreude auf den heutigen Tag. Keine Gedanken an jegliche Spuren, nur die Spuren meiner Fußabdrücke im weißen Sand. 

Und jetzt? Sonne ja, aber keine Wärme. Weder in der Luft noch in meinem Herzen. Mich fröstelt es leicht.


Im Stiegenhaus, auf dem Weg zu meiner Wohnung im obersten Stock des Jugendstil-Mehrparteienhauses, in dem ich wohne, ist es kalt. Noch keine Frühlingsgefühle in Graz. Schon gar nicht jetzt, hier bei mir. Ich blicke zu Boden und lächle wie jeden Tag über den Spruch auf meiner Fußmatte. 

„Meine Wohnung. Meine Musik. Meine Regeln.“

Beim Aufsperren der Wohnungstür freue ich mich auf die wohlige Wärme, die mir von innen langsam entgegenströmt. Ein schneller Blick auf meine Armbanduhr zeigt: Es ist schon 23:30 Uhr. 


Es ist spät. Heute war ein langer erster Tag. Zu lange. Ich lege die Uhr, den Schlüsselbund und einige lose Münzen aus meiner Hosentasche in die kleine goldene Schale, die auf meiner indischen Kommode im Vorraum steht. Ein etwas längerer Blick in den Spiegel über ihr, bestätigt mir meinen Verdacht: Ich bin fertig für heute.


Ich betrachte die verschwindenden Reste meines Urlaubsteints. Meine mehr grauen als grünen Augen können nicht leugnen, dass sich darunter bereits leichte Schatten in mein Gesicht geschummelt haben.


Verdammt. Das geht ja schnell. Viel zu schnell. 

Meine kurzen, leicht zerzausten braunen Haare sind aus der Form, als hätte sich mein geliebtes Gel in Luft aufgelöst. 

Ich werfe mein schwarzes Sakko mit Schwung auf meinen „Egg Chair“ von Arne Jacobsen aus Vintage-Leder. Ich habe ihn erst kürzlich in Wien bei einem Händler im ersten Bezirk erstanden. Liebe auf den ersten Blick. Ist mir bei einer Frau schon lange nicht mehr passiert. Diese Frauen! Dann ziehe ich meine schwarzen Sneakers von adidas aus. Ich lasse sie einfach am Parkettboden liegen. Ich schiebe sie jedoch mit meinen Füßen so zur Seite, dass sie so parallel wie möglich stehen. 

Ordnung muss sein.


Ich betrachte meine hellblauen Socken und wackle dabei ein wenig mit den Zehen. Das tut gut.

Mein nächster Weg führt mich in meine große Wohnküche. Ich werfe einen Blick in den Kühlschrank. Er ist gut gefüllt, wie er es immer ist. Nicht der Hunger ist es, der mich ihn öffnen lässt. Statt nach dem Sauvignon Blanc vom Weingut Polz, der grundsätzlich ohnehin nur für meine Gäste bestimmt ist, greife ich nach einem steirischen Bier, drehe den Verschluss mit einem leichten Plopp auf und genehmige mir einen ersten großen Schluck des kalten Hopfengetränks. Wie gut das tut. Hunger habe ich nicht. Ein guter Anfang für den restlichen Abend oder die kommende Nacht. 

Mit Schlaf ist nicht zu rechnen.


Ich lehne mich an meine frei stehende Kochinsel und lasse meinen Blick durch das annähernd quadratische Wohnzimmer schweifen. Ich bin wirklich froh, dass ich so ordentlich bin. Na ja, die Wahrheit ist, dass meine bosnische Putzfrau Mara heute Vormittag da war. Sie kommt immer montags und donnerstags. Da heute Montag ist, erklärt sich der Rest ja von selbst. Es glänzt alles. Apropos glänzend. Heute war wirklich ein matter Tag. Diesen Start und einen solchen Verlauf habe ich nicht erwartet. 


Verdient schon gar nicht. Armer schwarzer Kater. Das zum Thema Karma. Ich nehme noch einen Schluck vom kalten Bier. Herrlich. 


Mein Blick schweift zur schwarz glänzenden chinesischen Lackkommode und ihren goldenen Beschlägen, die rechts an der Wand steht. Auf ihr die Bilderrahmen, die, wie zufällig angeordnet, platziert sind. Ich betrachte die Fotos der Reihe nach und mir wird schmerzlich bewusst, wie allein ich bin. 

Nur nicht schwermütig werden, mein Freund.


Ich wandere zu meinem Retro-Plattenspieler. Er ist allerdings alles andere als alt. Ein kleiner weißer Plattenteller thront auf einem schwarzen quadratischen Sockel. Ich lasse meine Finger im Regal dahinter von links nach rechts über die Rücken der vielen Platten gleiten und finde, was ich suche. Ich nehme die schwarze Vinylplatte aus der Hülle und wische sie vorsichtig mit einem weichen Tuch ab. Dann lege ich die B-Seite von „Breakfast in America“- „Supertramp live in Paris“ – vorsichtig auf den Plattenteller. Ich bewundere kurz das sich spiegelnde Licht auf der glänzenden Platte und drehe dann den Regler der Anlage in Richtung Maximum.

„When I was young, it seemed that life was so wonderful a miracle, oh it was beautiful, magical.”

Langsam wird es besser. Durchatmen und wieder einen großen Schluck vom kalten Bier nehmen. Die Musik dringt in mich ein. Ich schließe meine Augen. Ich halte mein Bier mit der linken Hand und spiele ein wenig ungelenk Luftgitarre. Kurz bin ich Roger Hodgson. 

Paris liebt mich. Ich liebe Paris. Sagte ich das schon?


Ich fühle mich jetzt deutlich wohler. Entspannt öffne ich die Tür und gehe auf den Balkon, der mit seinen gut zwanzig Quadratmetern sich fast schon Terrasse nennen darf. Ich spüre die kühlen Bangkirai Terrassendielen unter meinen Füßen. Ich gehe zu meiner eiförmigen Rattan-Liege und setze mich auf sie. Mara hat schon sehr optimistisch die hellgrauen Kissen darauf drapiert, wahrscheinlich inspiriert durch den heutigen Frühlingstag in Graz, an dem leichte Toskana Gefühle aufkommen. Habe ich schon erwähnt, dass ich sehr optimistisch sein kann?


Ich habe jedoch auch ein Laster. Ich rauche. Meist kontrolliert, bei Stress jedoch mehr. In Kombination mit Alkohol neige ich dazu sie zu verschlingen. Typischer Raucher. 

Es ist nun Zeit, sich eine Zigarette anzuzünden. Ich liebe das Geräusch meines Zippo-Feuerzeugs. Das leise Klicken beim Öffnen des Feuerzeugs ist für mich wie der Startschuss für einen Hundert-Meter-Läufer.

Alle Synapsen meines Körpers rufen: Ich bin bereit! 

Ich nehme langsam einen tiefen Zug. Besser. Viel besser.

Roger Hodgson Stimme erklingt im Hintergrund und er singt: 

„It’s a long way home.” 

Mein Weg zurück nach Graz war auch lang, gute zwanzig Jahre war ich weg von Graz. Jetzt bin ich wieder zu Hause. Ich kann es direkt fühlen. Ich bin endlich angekommen. Ein letzter genussvoller Schluck vom Bier. Ich stelle die Flasche auf den Tisch vor mir und überlege noch während ich bei der ersten Zigarette bin, ob ich mir noch eine zweite Zigarette gönnen soll. 

Besser nicht, Michi!

Ich klopfe die Asche von meiner Zigarette in den blitzblanken Aschenbecher. Meine Gedanken kreisen. Die kalte Luft am Balkon lässt mich erschaudern. Was man für seine Sucht nicht alles auf sich nimmt. Rauchen in meiner Wohnung ist für mich tabu, wenn nur im Freien. Im Freien und an der frischen Luft. Verrückt eigentlich. Ein Widerspruch der besonderen Art. Raucherdenken. Ich muss schmunzeln. Gut, wenn es doch nur das wäre. Aber komm jetzt.

Denk nach, Michael. Konzentriere dich. Mach einen Plan.

Ich stehe wieder auf und werfe einen Blick in die schwarze Nacht. Im Innenhof ist es dunkel. Nur bei einem der gegenüberliegenden Häuser schimmert ein schwaches Licht. Graz schläft schon. Ich lehne mich an die Tür, höre die Musik aus der Wohnung klingen, ziehe an der Zigarette und schließe meine Augen. Ich blase den Rauch in die kalte Nachtluft und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Mir kommt Monopoly in den Sinn. Du ziehst die falsche Karte, auf der dann folgendes steht:

„Ziehen Sie nicht über den Start, gehen Sie direkt ins Gefängnis.“ 

Freu dich nicht zu früh, wer immer du auch bist. Ein neuer Sheriff ist in der Stadt. Ich. 

Beim zurück gehen in die Wohnung ziehe ich die Tür hinter mir zu. Ich lausche noch ein wenig der Musik und weiß eines ganz genau: 

Alles wird gut. 

Der Versuch meine negativen Gedanken an morgen zu verdrängen scheitert kläglich. Kurz bevor es mir zu gelingen scheint, trifft es mich wie ein Blitz. Ein Einschlag. Kein Blitz, sondern es fühlt sich eher an, als hätte mich ein Schnellzug gestreift. Nur kurz. Aber lange genug, um haftenzubleiben. Die Tatsache, dass ich nicht einen Hauch einer Spur habe, macht mich wahnsinnig.


Ich habe einfach nichts.

Leseproben: Biografie
Piles of Books

„Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel… und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen”

Walt Disney

Leseproben: Zitat

NOCH EINE LESEPROBE

Keiner kauft gerne die Katze im Sack, darum lade ich sie herzlichst ein diese zweite Leseprobe von mir zu lesen.

Montagmorgen. Polizei Schmiedgasse.
„Wenn jetzt nicht sofort jemand von ihnen mitkommt und mir das Gefühl vermittelt hier in guten Händen zu sein, dann schrei ich so lange und laut, bis der Herr Bürgermeister vom Rathaus gelaufen kommt und Sie alle zur Schnecke macht. Eine Frechheit, dass Sie einer so alten und ehrlichen Frau wie mir nicht glauben wollen, wenn ich ein Verbrechen melden möchte.“
Gruppenoberfachinspektor Müller ist mit seinem Latein am Ende. Während die rüstige, alte Dame mit ihrer Rotzkläffe mit sich überlagernden schiefen Zähnen, an seiner frisch gebügelten Uniform Hose zerrt, steigert in ihm das Gefühl, dass er sie erwürgen und zum Schweigen bringen muss. Solch ein Szenario würde ihn jedoch vermutlich seine redlich verdiente Beamtenpension kosten.
„Liebe Frau Senekowitsch, mir sind in dieser Sache wirklich die Hände gebunden. Bitte haben Sie doch Verständnis mit uns. Nur weil ihr Hund im …“
„Dieser Hund, wie Sie ihn nennen, ist eine französische Bulldogge, eine Seele von einem Tier, mit einer hochsensiblen Nase, mein lieber Herr Inspektor.“
„Weil ihre Bulldogge …“
„Herr Alfooons ist sein Name, Herr Inspektor!“
„Fachoberinspektor Müller bitte. Das ist mein Name, Frau Senekowitsch.“
In seiner Vorstellung löst sich Herr Alfooons gerade nach einem von ihm gezielt gerichteten Tritt vom Boden und fliegt in direkter Linie über den Schlossberg zum Mond.
„Liebe Frau Senekowitsch, fangen Sie einfach noch einmal von vorne an und erzählen Sie mir doch bitte die ganze Geschichte.“
Dabei blickt er kurz nach rechts zu Inspektor Reininghaus, macht eine unauffällige Kopfbewegung und gibt ihm damit zu verstehen, dass er verschwinden soll. Gleichzeitig zeigt er mit der rechten Hand auf den freien Stuhl, der ihm noch einsam und unbesetzt gegenübersteht.
„Nehmen Sie doch bitte Platz, Frau Senekowitsch.“
„Danke, Herr Inspektor. Also, wie ich schon diesem jungen unreifen Kollegen zu erzählen versucht habe, wollte ich heute, so wie jeden Morgen mit Herrn Alfooons spazieren gehen. Einmal morgens, einmal mittags, einmal abends. Wissen Sie so ein kl… „
„Bitte Frau Senekowitsch, erzählen sie mir nur das Wesentliche. Ich brauche Fakten gute Dame, denn möglicherweise ist ja Gefahr im Verzug.“
„Ja genau, das sage ich ja die ganze Zeit. Also wir, der Herr Alfooons und ich, haben unsere Wohnung ja im zweiten Stock und müssen immer bei den Wohnungen im ersten Stock und im Erdgeschoss vorbei. Wir haben ja keinen Lift bei uns im Haus. Bewegung hält ja gesund, nicht wahr? Da sind wir an der Wohnungstür von meiner lieben Nachbarin, dem Fräulein mit den schönen glänzenden langen dunklen Haaren, dem Fräulein Eliza Kadic, vorbei. Auf Ihrer Fußmatte liegt noch die Gratis Sonntagszeitung von gestern und die wollte ich gerade aufheben, um sie ins Altpapier zu werfen. Es schaut ja sonst furchtbar unordentlich aus bei uns. Mein Herr Alfooons hat daraufhin wie verrückt zu bellen begonnen und Sie werden es nicht glauben, das macht er sonst nie. Meistens schnauft er nur, als würde er gleich ersticken, das arme Hunderl.“
Sie unterbricht kurz, um nachzusehen, ob mit der Bulldogge noch alles in Ordnung ist. Das Schnaufen bestätigt ihr jedoch, dass alles so wie immer war. Alfooons lebte noch. Zufrieden mit der Situation blickt Frau Senekowitsch zu Fachoberinspektor Müller und erzählt im aufgeregten Ton und mit zittrigen Händen weiter.
„Ich hörte durch die Tür so eine furchtbare Musik, was mich doch ein wenig verwundert hat, weil das liebe Fräulein sonst immer sehr moderne Musik hört. Leider aber immer viel zu laut.“
Sie verdreht dabei ein wenig die Augen und nickt dabei mit dem Kopf wie so ein kleiner Wackeldackel, der im Fond eines Autos sitzt, auf und ab.
„Als ich dann vor unserem Haus auch noch sah, dass die Rollläden ihrer Wohnung noch immer geschlossen waren und ihr weißes Fahrrad im Fahrradständer stand, da habe ich mir doch ein bisschen Sorgen gemacht. Also nahm ich meinen Schlüssel zu ihrer Wohnung und wollte nachsehen.“
„Sie haben einen Schlüssel von der Wohnung, Frau Senekowitsch?“, fragt Herr Müller überrascht.
„Ja sicher, das ist ja meine Wohnung. Vermietet an das liebe Fräulein. Man muss ja immer auf Nummer sichergehen oder Herr Inspektor?“
Ein tiefer Seufzer und so etwas wie ein Kopfnicken waren die einzigen Reaktionen, zu denen Fachinspektor Müller fähig war.
„Und stellen Sie sich vor, der Schlüssel steckte innen, Herr Inspektor. Daraufhin habe ich geläutet und gerufen und das alles mehrmals, während Herr Alfooons die ganze Zeit wie verrückt gebellt hat.“
Da Frau Senekowitsch auch in der Lage war, dem Polizisten zu sagen, in welchem Kaufhaus Eliza Kadic beschäftigt ist und ein schneller Telefonanruf die Auskunft brachte, dass sie heute nicht zur Arbeit erschienen ist, sich aber mit einer SMS für Samstag bei einer Kollegin krankgemeldet hatte, traf Fachoberinspektor Müller die Entscheidung den armen Inspektor Reininghaus mit Frau Senekowitsch zum Wohnhaus der beiden zu schicken, um der Sache sicherheitshalber auf den Grund zu gehen.
Vor allem aber wollte er die verrückte alte Frau Senekowitsch mit dem französischen Köter Alfooons so schnell wie möglich loswerden, um endlich sein wohlverdientes Frühstück zu genießen, die Montagszeitung zu lesen, um dann einen hoffentlich ruhigen Arbeitstag zu erleben.
Der Wunsch würde allerdings Vater des Gedankens bleiben, denn zu all dem würde es nicht kommen.
Er bleibt noch ein wenig am Fenster des Wachzimmers stehen, blickt den beiden kurz nach und unterdrückt dabei ein Lächeln, als er beobachtet, dass Herr Alfooons, anscheinend von seinen schwachen Nerven gebeutelt, bei jeder Auslage und Haustür in der Schmiedgasse stehen bleibt, um dort sein Geschäft zu verrichten.
Dann löst er sich langsam vom Fenster und rückt seinen Stuhl nach hinten. Er legt sein Frühstücksbrot auf den Schreibtisch, neben den leider schon kalt gewordenen Kaffee und schlägt endlich die Zeitung auf.

Leseproben: Text
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